(Pressemitteilung 09.03.2015)
Die Hessische Landesregierung hat in der vergangenen Woche das Ergebnis der Überprüfung des Fraport – Gutachtens zur Bedarfsentwicklung am Frankfurter Flughafen vorgestellt. Dabei ging es insbesondere um die Frage, wie belastbar die von Fraport im September 2014 veröffentlichen Bedarfsprognose für den Flughafen Frankfurt bis zum Jahr 2030 ist und auf deren Basis der Flughafenbetreiber ein drittes Terminal plant. Angesichts eines Investitionsvolumens von über zwei Milliarden Euro, der damit verbundenen ökonomischen Herausforderungen für die Fraport AG und der gravierenden Auswirkungen des geplanten Baus eines dritten Terminals auf die Rhein-Main-Region hatten CDU und GRÜNE eine Bedarfsprüfung vereinbart.
Laut Fraport-Gutachten können am Frankfurter Flughafen mit der vorhandenen Infrastruktur maximal ca. 66 Millionen Passagiere jährlich abgefertigt werden. Diese Grenzkapazität werde im Jahr 2021 erreicht. Aus den Passagierprognosen ergibt sich ein rechnerischer Bedarf von bis zu 49 Gebäudeabfertigungspositionen für Großraumflugzeuge, aktuell stehen lediglich 42 Positionen direkt am Gebäude zur Verfügung. Weiterhin gehen die Fraport Gutachten von einem deutlichen Wachstum der Flugbewegungen und insbesondere der Passagierzahlen am Flughafen aus. Für das Jahr 2030 werden bis zu 90 Millionen Passagiere prognostiziert, die Flugbewegungen steigen demnach auf bis zu 649.000 Starts und Landungen. All das mache den Bau eines dritten Terminals erforderlich, so die Fraport.
Bei den Schwächen, die die Überprüfung aufdeckte, ist von optimistischen Annahmen beispielsweise bei der Entwicklung des Bruttoinlandprodukts die Rede und von fehlenden Worst-Case Betrachtungen. In den Gutachten der Fraport werde von weitgehend ungestörten und damit optimalen Entwicklungen ausgegangen. Größter Kritikpunkt ist der in beiden Fraport-Gutachten fehlende Nachweis, dass die verwendeten Modelle zumindest für die Vergangenheit nachprüfbar richtige Ergebnisse geliefert hätten. Diese so genannte Kalibrierung dient dem Nachweis dass ein Modell mit den bekannten wirtschaftlichen Kennzahlen aus der Vergangenheit, wie Ticket- und Ölpreis, BIP aus den Jahren 2010-2012, die weitere Entwicklung der Passagier- und Flugbewegungszahlen, hier: 2013-2014, zutreffend vorhergesagt hätte.
Die Bedarfsprüfung des Landesgutachtens zeigt aber auch, dass es zum jetzigen Zeitpunkt Alternativen zum Terminal 3 gibt. Eine Kombination aus dem Bau der Maßnahme „A-Plus Nord“ und „Flugsteig C Neu“ würde zusätzliche Abfertigungsqualität durch neue Möglichkeiten der Abfertigung von Großraumflugzeugen, mehr Möglichkeiten von Gebäudepositionen und damit mehr Komfort bieten. Die Alternativen könnten steigende Fluggastzahlen nur in einem begrenzten Umfang auffangen, sind jedoch deutlich günstiger als der Bau eines neuen Terminals. Nimmt man das Ziel der Abfertigung von 14 Millionen zusätzlichen Passagieren jedoch als gesetzt, bleibt das Terminal 3 dennoch die günstigste Alternative pro eine Million zusätzlicher Passagiere.
Bei Ramona Halbrock, Fraktionsmitglied der Grünen, stoßen die der Ausbauplanung zugrunde liegenden Zahlenbeispiele und ausschließlich wirtschaftliche Betrachtung des Baus von Terminal 3 auf begrenztes Verständnis. „Frühere Prognosen zur Entwicklung des Luftverkehrs haben sich als zu optimistisch herausgestellt. In den Fraport-Gutachten wurde der Nachweis nicht erbracht, dass die Prognosemodelle zumindest für das letzte Jahr valide Ergebnisse geliefert hätten. Wir müssen uns fragen, ob auf der Grundlage der in den Fraport-Gutachten vorhergesagten Verkehrs- und Passagierentwicklung für 2030 zum jetzigen Zeitpunkt der Bau des Terminal 3 angemessen ist und ob nicht eine bauliche Umgestaltung des Terminal 1 ausreichend wäre. Mit dem Planfeststellungsbeschluss in 2007 hat Fraport einen Rechtsanspruch zum Bau des Terminals 3, was nicht einseitig durch das Land rückgängig gemacht werden kann. Der Fraport-Aufsichtsrat, indem im Übrigen nur ein einziger Vertreter die Ausbaupläne kritisch begleitet, hat im Frühjahr 2013 dem Vorstand grünes Licht für den Bau des Terminals gegeben. Statt am Flughafengelände weiter Beton in die Landschaft zu gießen und einen Autobahnzubringer nach dem anderen zu bauen, wollen wir Griesheimer GRÜNE Maßnahmen wie die Einführung von Lärmobergrenzen für den Flughafen Frankfurt, lärmabhängige Entgelte für die Fluggesellschaften oder die Weiterentwicklung des „AirRail-Konzepts“, was die Anbindung des Flughafens Frankfurt an die Schiene stärkt, die Verlagerung von Flugbewegungen auf die Schiene bei Kurzstreckenflügen fördert und so die Bürgerinnen und Bürger in der Region vor steigendem Fluglärm und zunehmender Luftverschmutzung schützt.