DIE ZEIT: Tag der Deutschen Einheit – Die Mauer ist nicht gefallen 28. September 201629. Februar 2024 [20.10.2017] DIE ZEIT, Nr. 40, 28.09.2017 Tag der Deutschen Einheit – Die Mauer ist nicht gefallen Was der Westen einfach nicht versteht: Den Ostdeutschen wurden ihre Identität und ihre Lebensgeschichte geraubt. Ein paar Nachfragen zum Tag der Deutschen Einheit. Von Thomas Oberender Link http://www.zeit.de/2017/40/ddr-mauerfall-kinderbetreuung-west-ost-deutschland „… „Fall der Mauer“ klingt passiv, nach einem Kollaps, einem Betriebsunfall, der schließlich zur „Wiedervereinigung“ geführt hat. Aber für die Revolution im Osten spielte die deutsche Wiedervereinigung zunächst gar keine Rolle – sie war nicht ihr Ziel. Die demokratische Wende begann in der DDR wie auch in den anderen Ländern des Ostblocks als Forderung der Oppositionellen nach etwas Neuem, etwas zwischen Kapitalismus und Sozialismus, das damals vage der „dritte Weg“ genannt wurde. Erst als die damit verbundenen Forderungen nach freien Wahlen und Reisefreiheit im Herbst 1989 zur Öffnung der Mauer führten, wurde aus dem Aufbruch ein Anschluss; nach einem Besuch der anderen Seite wollten viele Ostdeutsche das neue Glück jetzt, und die politischen Prozesse in der nun offenen DDR wurden schnell auch von der Agenda der westdeutschen Regierungsparteien bestimmt. Von nun an wurde die politische Entwicklung nicht mehr von den Wendeaktivisten geprägt, sondern von jenen, auf deren Plakaten stand: „Keine Experimente!“ … Es gibt eine Stasi-Unterlagen-Behörde und eine Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, aber kein Archiv der friedlichen Revolution, keine Bibliothek der 89er-Ideen. … Als ich unlängst bei einer Veranstaltung im Kanzleramt eingeladen war, die am Weltfrauentag für die Erhöhung der Frauenquote in den Führungsgremien der Medien und der Wirtschaft warb, erinnerte ich mich, dass es jahrzehntelang in der DDR eine faktische Vollbeschäftigung der Frau gab, mit all den damit verbundenen Infrastrukturen – Kindergarten, Hortbetreuung, Betriebsferienlager und dem monatlich freien „Haushaltstag“ bei vollem Lohn. Niemand wünscht sich deshalb die DDR zurück, zumindest ich nicht, aber sich an diesem Tag im Kanzleramt wenigstens daran zu erinnern läge nahe. … Für die Neubürger gab es Begrüßungsgeld, Umschulungskurse und neue Vorgesetzte. Die Ex-DDRler wurden nicht anders aufgenommen als die Rumänien- oder Wolgadeutschen. Willkommen im Paradies. Aber hatten wir 1989 im Osten nicht gerade eine Diktatur gestürzt? … Nun, nach der Bundestagswahl, ist die Partei mit dem größten Wählerzuwachs genau jene, die wiederum ins Alte führt, aber ihre Stimmen überwiegend jenen verdankt, die nicht das Programm der AfD unterstützen, sondern der Rache an den „Etablierten“ Ausdruck verleihen. Sie sind der Statistik nach mehrheitlich nicht überzeugt rechtsnational, somit ist es die Chance und Aufgabe der demokratischen Parteien, diese Wähler zurückzugewinnen für ein politisches Spektrum, das Verlusterfahrungen auf eine reifere Weise ernst nimmt. Der Wahlkampf wurde 2017 nicht durch Debatten über Gerechtigkeit gewonnen, sondern über Fragen nach unserer Kultur und Identität. … Man erinnert sich in den ostdeutschen „Ärztehäusern“ noch an die ehemaligen „Polikliniken“, aber im Nachdenken über die Reform unseres Gesundheitssystems ist es, als hätte es sie nie gegeben. … Auch wenn der materielle Wohlstand zunahm, entstand bei Teilen der sich abgehängt fühlenden Ostdeutschen ein Gefühl von Verlust und Entwertung der eigenen Lebensgeschichte. Sie sind nicht einmal mehr ein Problem, man übersieht sie wie das Personal im Hotel. Anwesend und sichtbar wurden in den letzten Jahren hingegen die Flüchtlinge, und der Neid auf die von Politik und Gesellschaft Gesehenen führte zum Aufstand der Pegida und zum beschämenden Wahlerfolg der AfD. …“
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