DIE ZEIT: Steuerflucht – „Reiner Diebstahl ist das“ 2. November 201629. Februar 2024 [18.11.2017] DIE ZEIT, Nr. 45, 02.11.2017 Steuerflucht – „Reiner Diebstahl ist das“ Der französische Datenökonom Gabriel Zucman erklärt, wie Steueroasen und Banken den Superreichen weiter bei der Steuerflucht zur Hand gehen – und was dagegen zu tun ist. Von Uwe Jean Heuser Link http://www.zeit.de/2017/45/steuerflucht-steueroasen-banken-gabriel-zucman „… Die Banker in den Steueroasen haben keinen echten Anreiz, das Ausland wahrheitsgemäß zu informieren. Vergessen Sie nicht: Das sind dieselben Leute, die jahrzehntelang ihre Kundenkonten versteckten und ihnen ihre Steuervermeidungsdienste verkauft haben. … Das Vermögen in den Steueroasen gehört Menschen, die an der Spitze der Vermögensverteilung stehen. Wir haben heute Daten von der Großbank HSBC in der Schweiz, die „Swiss Leaks“, und auch Daten von Steueramnestie-Programmen. Und die zeigen uns: Rund 80 Prozent des Vermögens in Steueroasen gehören den reichsten 0,1 Prozent der Haushalte. 60 Prozent, also drei Viertel davon, gehören den 0,01 Prozent ganz oben – Menschen, die mehr als 50 Millionen Dollar Nettovermögen besitzen. Sie sind die Ziele dieser Offshore-Banker und der dortigen Vermögensverwaltungsindustrie. Sie wollen weniger Kunden, aber extrem reiche, an denen man hohe Gebühren verdient. Auch sonst ist es vorteilhaft, eine kleinere Kundenbasis der extrem Reichen als eine große Basis anderer Wohlhabender zu haben: Mit mehr Kunden wächst die Gefahr von Leaks, auch wegen der größeren Zahl an Mitarbeitern, und damit das Risiko, geschnappt zu werden. … Die EU hat keinen harmonisierten Ansatz. … Die USA haben mehr Strafen ausgesprochen, gegen die Schweizer Banken UBS und Credit Suisse wegen Steuerflucht und Geldwäsche etwa. Selbst dort sind die Strafen zu klein im Vergleich zu den Profiten dieser Banken. Ein Beispiel: Die Großbank HSBC musste im Jahr 2013 rund zwei Milliarden Dollar für Geldwäsche bezahlen, aber in dem Jahr lag ihr Gewinn bei rund 20 Milliarden Dollar. … Beim Problem der Konzernsteuern werde ich immer skeptischer. … Es wäre ein echter Fortschritt, würde Deutschland morgen sagen: Wir berechnen die weltweiten konsolidierten Gewinne der Multis und schätzen, wie viel Geschäft bei uns anfällt. Und wenn zum Beispiel Apple, sagen wir, zehn Prozent seiner Verkäufe in Deutschland erzielt, dann sind auch zehn Prozent des globalen Gewinns dort zu besteuern. Dafür müsste Deutschland nur die Informationen über Konzerngewinne und die Verteilung ihres Umsatzes besorgen, das ist nicht schwer.“
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