DIE ZEIT: Raubkunst – Aus Hitlers Sammlung

[10.12.2017] DIE ZEIT, Nr. 47, 16.11.2017
Raubkunst – Aus Hitlers Sammlung
Bisher griff die Bundesregierung ein, wenn gestohlene Kunst aus der NS-Zeit auftauchte. Das ändert sich gerade.
Von Stefan Koldehoff

Link  http://www.zeit.de/2017/47/raubkunst-ns-zeit-hitlers-sammlung

“Ende dieser Woche wird im Kölner Auktionshaus van Ham ehemaliges Diebesgut verkauft. Dass es sich um Gestohlenes handelt, steht bei dem kleinen Ölgemälde mit den beiden Mädchen in weißen Kleidern zweifelsfrei fest. In der Datenbank, die das Deutsche Historische Museum in Berlin zu Adolf Hitlers sogenannter Linzer Sammlung aufgebaut hat, ist es unter der Nummer 3390 verzeichnet – mit der Information: “Verlust (aus Münchner Depot gestohlen)”.

Die Geschichte dahinter: Eine Woche vor Kriegsende hatten Unbekannte die Keller unter dem sogenannten Führerbau am Münchner Königsplatz geplündert. Gelagert waren dort weit über 1.000 Kunstwerke, darunter solche, die für das von Hitler geplante Museum in Linz an der Donau gekauft, gestohlen und erpresst worden waren.

Bei den Tätern im zerstörten München handelte es sich um Bürger, Soldaten, Spediteure, die in dem Repräsentationsgebäude nicht nur Kunst, sondern auch Möbel, Alkohol und – wie die Kunsthistorikerin Iris Lauterbach rekonstruierte – sogar Toilettenschüsseln mitnahmen. …
Umso erstaunlicher ist es, dass die Bundesrepublik Deutschland es dem Auktionshaus sogar schriftlich gab, dass sie keinerlei Ansprüche auf das Bild erheben werde. …

Potenzielle Käufer aus den USA, Großbritannien und einigen anderen Ländern hätten an dem Erwerb ohnehin wenig Vergnügen: Anders als in Deutschland können sie dort an gestohlenem Gut kein Eigentum erwerben. Das Gemälde wäre jederzeit von Beschlagnahme bedroht. …”

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