DIE ZEIT: Das kann nicht mehr lange so weitergehen

[23.01.2018] DIE ZEIT, Nr. 04, 18.01.2018
Das kann nicht mehr lange so weitergehen
Volkswirt Moritz Schularick – “Das kann nicht mehr lange so weitergehen”
Der nächste Abschwung kommt bald, sagt der Ökonom Moritz Schularick. Was hat das alles mit Immobilien zu tun?
Interview: Felix Rohrbeck

Link  http://www.zeit.de/2018/04/volkswirt-moritz-schularick-immobilien

“… Moritz Schularick: Zusammen mit Kollegen habe ich mir die inflationsbereinigten Immobilienpreise in den westlichen Industrieländern über einen sehr langen Zeitraum angesehen. Für die ersten hundert Jahre modernen Wirtschaftswachstums, so von 1870 bis 1970, sind sie in den meisten Ländern mehr oder weniger konstant geblieben. Erst seit den 1970er Jahren ziehen sie stark an.

ZEIT: Da fragt man sich natürlich: Was ist der Grund für den plötzlichen Anstieg der Preise?

Schularick: Das ist die Königsfrage. Ein entscheidender Grund aber lässt sich empirisch doch ausmachen. In den 1970er Jahren wurden die Finanzmärkte in vielen Ländern stark liberalisiert, auch in Deutschland. Bis dahin mussten Sie als Käufer einer Immobilie oft die Hälfte des Preises als Eigenkapital aufbringen, die andere Hälfte konnten Sie sich leihen. Heute dagegen ist es ganz normal, dass Sie eine Wohnung zu 80 oder sogar 90 Prozent auf Pump kaufen. Den überwiegenden Teil finanzieren also die Banken. Dadurch können sich viele Menschen ein Eigenheim leisten, für die das früher schlicht nicht möglich war.

Schularick: … Die Liberalisierung der Finanzmärkte hat den Wohnungsmarkt völlig verändert. Es kam zu dem, was Ökonomen einen Kreditangebots-Schock nennen. Das spiegelt sich auch in den Bilanzen der Banken. Fast zwei Drittel der ausstehenden Kredite sind heute mit Immobilien abgesichert. Für die Banken ist das erst einmal ein gutes Geschäft. Es bedeutet aber auch: Fällt der Wert der Immobilien um 30 oder 40 Prozent, haben sie ein echtes Problem. Wir haben das in den USA ab 2007 erlebt.

Schularick: Der Immobilienpreis setzt sich aus zwei Faktoren zusammen: den Baukosten eines Hauses und dem Wert des Landes, auf dem es steht. Unsere Untersuchungen zeigen eindeutig, dass der steile Anstieg zu rund 80 Prozent auf die gestiegenen Landpreise zurückzuführen ist. …”

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