Antrag Laubbläser

Antragstext „Laubbläser (AG2017/0056) vom 06.12.2017“ der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Zum Schutz von Insekten verzichtet die Stadt Griesheim und die von ihr beauftragten Unternehmen auf den Einsatz von Laubbläsern und – saugern auf unversiegelten Flächen.

Hierz der Redetext von Ramona Halbrock zum Antrag „Laubbläser“ im Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität am 18.04.2018 (Es gilt das gesprochene Wort.)

Laubbläser und Laubsauger fallen in erster Linie durch den Lärm auf, den sie verursachen. Mit einem Schallpegel von über 100 Dezibel – das ist ungefähr so laut wie ein Pressluft­hammer – werden vor allem die Anwohner belästigt und die Gesundheit der Benutzer geschädigt.
Sie kommen im Herbst zum Einsatz und sind Geräte, mit denen das Laub angesaugt oder weggeblasen wird und das mit einer Luftgeschwindigkeit von bis zu 220 km/h.
Laubbläser, die von einem Verbrennungsmotor angetrieben werden, stoßen zudem gesundheitsschädliche Abgase wie Kohlenwasserstoffe, Stickoxide und Kohlenmonoxid aus.
Ihr Einsatz seit weit mehr als 20 Jahren gerät zunehmend in die Kritik, weil sie in der Tat als Massenkiller von Insekten – und Kleintieren wirken. Warum?
Laub ist primär kein Abfall, sondern Teil des biologischen Kreislaufs.
Es ist Nahrung für Mikroorganismen und Kleinst-Lebewesen, die wiederum Nahrung für Insekten, Schnecken und Würmer sind, von denen sich dann Echsen, Kröten, Blindschleichen, Igel und Vögel ernähren.
Laub ist Deckschicht, ist Rückzugs- und Überwinterungsort für zahlreiche Kleintiere und schützt gleichzeitig den Boden vor Austrocknung und extremer Kälte.
Wer alles Laub beseitigt, beseitigt damit auch die Bienen, Schmetterlinge, Igel und Vögel.

Zahlen, die in diesem Zusammenhang gesagt werden müssen:

  • 75% Rückgang aller Insekten aus der Luft in den letzten 30 Jahren.
  • Über 150 Nutzpflanzen sind von der Insektenbestäubung abhängig.

Artensterben, Insektensterben, Bienensterben, erleben wir tagtäglich. Wir alle wissen, was das bedeutet. Die Biodiversität leidet, biologische Vielfalt nimmt rapide ab. Das alles muss uns zum Umdenken zwingen in der Natur- und Landwirtschaft.
Als Kommune haben wir eine Vorbildfunktion – wenn wir als Kommune öffentlich und nachvollziehbar zeigen:
Wir haben erkannt, dass Laubbläser ein Problem für die Natur in der Stadt sind und verzichten deshalb auf den Einsatz auf bestimmten städtischen Flächen, dann sind wir glaubhaft gegenüber Garten- und Grundstücksbesitzern. Dies soll nachvollziehbar sein, deshalb wünschen wir uns – nach dem Beschluss unseres Antrages, eine Übersicht über die NICHT MEHR mit dem Laubbläsern gereinigten Flächen.
Die Laubbläser müssen aus unserer Sicht nicht komplett aus dem städtischen Maschinenpark entfernt werden, doch ihr Einsatz ist auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken, und es sollte Bereiche geben, wo diese überhaupt nicht mehr eingesetzt werden:

  • Tabuzonen sind aus unserer Sicht die offene Landschaft und der Stadtwald inkl. dortige Spielplätze.
  • Zonen, in denen der Einsatz auf befestigten Flächen wieder reduziert werden sollen sind:
    Plätze und Flächen am Stadtrand bzw. dem Übergang zur offenen Landschaft. Tiere wechseln in diesen Bereichen zwischen Stadt und offener Landschaft hin und her – wenn wir ihnen ihre Lebensgrundlage nicht nehmen.
  • Der Friedhof hat – auch gebührenreduzierend für die Nutzer/Bürger – eine festgeschriebene Funktion als öffentliche Grünfläche und auf Grund seiner Größe auch eine entsprechend große Bedeutung für die Natur in Griesheim. Hier sollte auf unbefestigten Flächen, – auf Gras und unter Büschen, – auf den Einsatz von Laubbläsern verzichtet werden. …“
  • Auch Kindergärten und Schulen haben große offene grüne Flächen – dem Gedanken „nur was ich kenne, kann ich schätzen und schützen“ folgend, sollten auch hier Hecken und bestimmte Bereiche offensiv nicht mit dem Laubbläser bearbeitet werden.

Es gibt viele Ursachen für das Arten- und Insektensterben. Der Einsatz von Laubbläsern ist eine davon. Als Entscheidungsträger können wir Hebel in Bewegung setzen. Wir können entscheiden, ob es zum Einsatz von Laubbläsern in Griesheim im kommenden Herbst kommt. Durch einen Verzicht können wir aktiv einen wirksamen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten! …”

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