Stellungnahme

Zukunft des Zöllerhannes

Das Thema Zöllerhannes bewegt viele Menschen in Griesheim. Das Darmstädter Echo hat uns im Rahmen des Artikels Was wird aus der Gaststätte „Zöllerhannes“ um eine Stellungnahme gebeten. An dieser Stelle veröffentlichen wir unsere vollständigen Antworten auf die Presseanfrage.

Es würde mich interessieren, welche Nutzung Ihrer Meinung nach am sinnvollsten ist.
Welche Nutzung und städtebauliche Lösung zur Umsetzung kommt, würden wir einem öffentlichen
Bieterverfahren überlassen, bei dem nicht der Verkauferlös, sondern das Nutzungskonzept
entscheidet. Dabei schließen wir prinzipiell erst einmal keine Nutzung aus, auch soll nicht
vorgegeben werden, ob die vorhandenen Gebäude oder Teile davon erhalten bleiben. Auch eine
Sanierung und der Weiterbetrieb vorhandener Gebäude durch einen Dritten mit Belegungsrechten
für die Stadt ist denkbar, nur eine reine Wohnnutzung würden wir ausschließen. Im Vordergrund
steht, dass eine städtebaulich attraktive Lösung gefunden wird, von der das gesamte Quartier an
der Oberndorferstrasse südlich der Wilhelm-Leuschner-Straße profitiert.


Soll das Gebäude verkauft werden und warum?
Die bisherige Nutzung, die Kombination aus Gaststätte, Saal und Biergarten mit zwei Wohnungen
funktioniert offensichtlich nicht mehr. Trotz Investitionen im hohen sechsstelligen Bereich und viel
Eigenleistung durch den städtischen Bauhof in den letzten Jahren, befinden sich die Gebäude in
einem wenig attraktiven, sichtbar sanierungsbedürftigen Zustand. Die Ausstattung von Gaststätte
und Saal mit den Toiletten ist ebenfalls weder technisch noch funktional zeitgemäß. Die beiden
Wohnungen befinden sich inzwischen in einem nicht vermietbaren Zustand. Der Unterhalt des
Zöllerhannes wäre auch bei einer Wiederverpachtung weiter hoch defizitär, je nach Aufwand und
Einbeziehung der Eigenleistungen des Bauhofes im hohen fünfstelligen bis niedrigen
sechsstelligen Bereich. Wir sind davon überzeugt, dass die noch verbliebenen Vereinsnutzungen
des Saales sich in den vorhandenen städtischen Hallen (Hegelsberghalle, Wagenhalle, Saal Haus
Waldeck, Horst-Schmidt-Halle) unterbringen lassen. Grundsteuererhöhungen zur Deckung des
Defizites und der Sanierung des Zöllerhannes lehnen wir strikt ab.


Welche Nutzung wäre wünschenswert, welche Voraussetzungen müssten dazu geschaffen
werden?

Die städtischen Grundstücke des Zöllerhannes mit Gaststätte, Saal, dem Biergarten und den
öffentlichen Stellplätzen an der Oberndorferstraße umfassen zusammen über 2000m². Für uns ist
wichtig, dass an dieser städtebaulich markanten Stelle auch zukünftig eine gemischte Nutzung
entsteht, von der dann wieder das ganze Quartier im alten Ortskern an der Oberndorferstrasse
profitiert (siehe oben). Voraussetzung dafür ist zum einen die städtische Einsicht, dass die heutige
Struktur dies nicht leistet, und die Stadt den Betrieb und die Umgestaltung nicht leisten muss und
kann. Zum anderen die Durchführung eines offenen Bieterverfahrens für einen Verkauf oder einen
Erbpachtvertrag für ein dauerhaftes Nutzungskonzept mit einer städtebaulichen Lösung.


Was macht es Ihrer Meinung nach so schwierig, einen neuen Pächter zu finden?
Zu dem nicht zeitgemäßen Zustand der Gebäude und der Ausstattung kommen die vielfältigen
Verflechtungen innerhalb der gesamten Liegenschaft. Der Zugang zu Gaststätte, Saal und
Wohnungen erfolgt über einen Zugang. Die Toiletten werden von Gaststätte, Saal und Biergarten
gemeinsam genutzt. Hinzu kommt, dass Dinge, die für die Bewirtung von der Gaststätte in den
Biergarten zu bringen sind, durch den Saal getragen werden müssen. Auch die prioritäre Vergabe
des Saales an die Vereine beschränkt einen Pächter in dessen keartiv gastronomischen
Entscheidungen. Hinzu kommt, dass sich auch die Ansprüche und der Publikumsverkehr für die
Gastronomie gewandelt hat. In Mittelstädten wie Griesheim kann keine Gaststätte mehr von der
unmittelbare Nachbarschaft alleine leben. Standorte in der Bebauung ohne öffentliche Sichtbarkeit
und überörtliche Kundschaft haben offensichtlich keine wirtschaftliche Basis mehr.