[28.08.2017] DIE ZEIT, Nr. 35, 24.08.2017
Antibiotika in der Landwirtschaft – Vollgepumpte Schweine sollen die Wahl nicht beeinflussen
Neue Zahlen zu Antibiotika im Stall gibt es erst nach der Bundestagswahl. Es liegt der Verdacht nahe, dass das Amt für Verbraucherschutz sie bewusst zurückhält.
Von Christian Fuchs
“… Rabatte der Pharmaindustrie auf die Antibiotika-Abgabemengen
Denn Deutschland ist eines der wenigen Länder, das die Menge der verabreichten Antibiotika nicht in Tagesdosen misst, sondern in Tonnen. Deren Anzahl sank in den vergangenen Jahren stetig. Es ist den Bauern allerdings auch deshalb so leicht gefallen, die Mengen zu reduzieren, weil sie alte, vergleichsweise niedrig dosierte Medikamente gegen hochdosierte neuere Arzneien austauschten.
… Antibiotika nur noch dann in den Ställen einzusetzen, wenn es wirklich nötig ist. Aber dieses Potenzial scheint ausgeschöpft zu sein. Wollte man den Einsatz noch weiter reduzieren, müsste man das System der industriellen Landwirtschaft mit den engen Massenställen, den wenig robusten und auf Hochleistung gezüchteten Legehennen und Milchkühen und vor allem der Orientierung auf den Export verändern.
Damit ausgerechnet im Wahlkampfjahr zu beginnen schien der Regierung wohl zu riskant. Die 287.000 Bauernhofbesitzer, ihre mehr als eine Million Angestellten und die einflussreiche Agrarlobby will kurz vor der Wahl niemand zum Feind haben. …
Wichtige Wählergruppen lassen sich dadurch vielleicht besänftigen. Gefährliche Antibiotika-Resistenzen erledigen sich so nicht.”