Volles Haus bei EUROPA ZUM GENIESSEN

Auf den Sofas im Kulturwerk haben Platz genommen (vlnr): Felix Prinz zu Löwenstein – Biolandwirt und Vorsitzender Bundesverband ökologische Landwirtschaft Dr. Manon Haccius – ALNATURA GmbH; Bereichsverantwortliche für Qualitätsmanagement und Verbraucherservice Christel Fleischman (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) – Erster Kreisbeigeordneter Martin Häusling MdEP (B90/Die GRÜNEN) – Biolandwirt, Agrarpolitischersprecher der GRÜNEN im Europaparlament. Rechts am Mikrofon: Moderatorin Sabina Gleich.

Pressemitteilung des Ortsverbandes vom 16.05.2019

GRÜNE hatten zum Expertengespräch mit Verkostung ins Kulturwerk geladen

Als Moderatorin Sabina Gleich am Freitagabend Experten und Besucher zur Veranstaltung EUROPA ZUM GENIESSEN begrüßte, gab es im Kulturwerk in Griesheim nur noch Stehplätze. Die Griesheimer GRÜNEN hatten gemeinsam mit dem GRÜNEN Kreisverband Darmstadt-Dieburg aus Anlass der anstehenden Europawahl zu einem Expertengespräch mit Verkostung eingeladen.

Europa, Landwirtschaft und die Verbraucher waren das Thema, um das sich an diesem Abend alles drehte. Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der GRÜNEN im Europaparlament und selbst Biobauer aus Nordhessen, machte in seinem Eingangsstatement deutlich, dass Deutschland in Europa in Sachen Umweltschutz, Klimaschutz und Agrarwende nicht nur ein Bremser ist, sondern mit inzwischen 19 anhängigen Vertragsverletzungsverfahren auch ein Schlusslicht in der Umsetzung Europäischer Normen zum Schutz von Natur- und Umwelt.

Felix Prinz zu Löwenstein, Biobauer aus dem Odenwald und Vorsitzender des Bundesverband Ökologische Landwirtschaft betonte, dass darunter Umwelt, Landwirte und Verbraucher zu leiden hätten, und hatte dazu ein anschauliches Beispiel parat. Durch die Umsetzung der EU Gülleverordnung zum Schutz von Grund- und Trinkwasser hat sich der Tierbestand bei unseren Nachbarn in Holland deutlich reduziert. In Deutschland dagegen, wo sich die CDU-Landwirtschaftsministerin weiter weigert, die Verordnung umzusetzen, haben der Tierbestand und die Belastung des Trinkwassers mit Nitrat weiter zugenommen. Immer mehr billiges Fleisch wird von Deutschland aus ins Ausland exportiert, zum Nachteil der dortigen Bauern, die sich an EU-Recht halten.

Bei der Blindverkostung von Äpfeln, Radieschen, Brot und Frischkäse aus biologischer Landwirtschaft aus der Region im Vergleich mit denselben Produkten aus konventioneller Herstellung aus zum Teil weit entfernten Regionen Europas, wollten nur wenige Besucher einen geschmacklichen Unterschied feststellen. Frau Dr. Haccius, Bereichsverantwortliche für Qualitätsmanagement und Verbraucherservice von ALNATURA, sah darin ein positives Ergebnis und verwies auf die Anfänge der biologischen Landwirtschaft in den 1980ern, als Bio teilweise als Entschuldigung für geringere Qualität missbraucht wurde. Der Unterschied von biologischer und konventioneller Landwirtschaft wird auf Feldern und in den Ställen sichtbar. Dies war das Stichwort für Christel Fleischmann, GRÜNER Erster Kreisbeigeordneter und Mitinitiator der ÖkoModellRegion Südhessen, der darauf verwies, dass (aktuell) hessenweit inzwischen über 13% der Flächen biologische bewirtschaftet werden, hier im Ried mit Spargel, Erdbeeren und Gemüse aber bis jetzt nur etwas über 4%. Ziel der Ökomodellregion sei es auch, hier den Anteil biologischer Landwirtschaft zu steigern, um dem Verbraucher ein regionales Bioangebot machen zu können. Deutschland ist ein Bio-Importland.

Zahlreiche Besucherinnen und Besucher nutzen die Gelegenheit, um konkrete Fragen an die Experten zu richten, darunter auch ein Landwirt aus Griesheim, der darauf hinwies, dass er nicht nur im Wettbewerb mit anderen Anbauregionen in Deutschland und Europa stehe, sondern auch mit Peru, dem inzwischen weltweit größten Spargelproduzenten. Martin Häusling machte in seiner Antwort deutlich, wie wichtig es deshalb sei, in Freihandelsabkommen, wie aktuell mit Südamerika, darauf zu dringen, dass die hohen Standards der EU für Umweltschutz und Arbeitsbedingungen darin aufgenommen werden, um den Wettbewerb nicht zu Ungunsten von Bauern und Umwelt zu verzerren.

Den Abschluss bildete ein vegetarisches Buffet, das Besucher und Experten dankbar und ausgiebig genossen und für weitere Gespräche nutzten. „Europa ist nicht perfekt, aber auch der heutige Abend hat wieder gezeigt: Ein vereintes Europa ist nicht das Problem, sondern Teil der Lösung“ fasste Peter A. Müller, Vorsitzender der Griesheimer GRÜNEN, abschließend zusammen. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass alle überzeugten Europäer am 26. Mai zur Wahl gehen.“