Redebeitrag

Kilian: Lokale Energiewende beschleunigen

Redebeitrag von Kilian Parzinger in der SVV am 7.4.2022.

Am Donnerstag den 7. April wurde in der Stadtverordnetenversammlung die Anträge zur Beschleunigung der lokalen Energiewende behandelt. Wir GRÜNE fordern darin den Umstieg von Erdgas auf Biogas, sowie die Aussetzung des Warmbadetages. Nach den Vorberatungen im Ausschuss wurde der Antrag zur Wassertemperaturabsenkung abgeändert um Gesundheitskurse mit wärmeren Wasser zu erhalten. Demnach sollten Warmbadetage bleiben und stattdessen die Temperatur jeweils um 1°C gesenkt werden.

Kilian Parzinger, Stadtverordneter der Grünen, begründet dies in der Sitzung:


Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin,
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
Sehr geehrte Damen und Herren,

wir beantragen, die Stadverordnetenversammlung möge beschließen:
Erstens: Der Magistrat wird beauftragt, den städtischen Bezug von fossilem Erdgas kurzfristig auf Biogas umzustellen.
Zweitens: Bis zum Abschluss der Umstellung wird die Wassertemperatur im Hallenbad um 1°C gegenüber der bisherigen Temperatur abgesenkt.

Nun zur Begründung: Die vom Menschen verursachte Klimakrise geht schon jetzt uns alle etwas an. Der Vergangene März war wieder einer der Trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Extremwetter, Hitzeperioden und Dürre nehmen auch bei uns merklich zu. Die Welt steht in Flammen! Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass die Klimakatastrophe durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl oder Erdgas ausgelöst wird. Die Klimaberichte der vergangenen Jahre stellen das mit erschreckender Klarheit fest. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben in der Vergangenheit zu wenig getan.

Wir bekommen nicht nur durch den Klimawandel das Defizit verpassten Wandels zu spüren. Der Krieg in der Ukraine zwingt uns auf andere Weise, unsere Abhängigkeit von Fossilen Brennstoffen zu überdenken. Wir finanzieren nicht nur einen Schurkenstaat, der ein unabhängiges Land überfällt. Wir lassen uns auch durch diese Kriegsverbrecher in Geiselhaft nehmen und erpressen. Es ist daher nicht nur eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, unsere Treibhausgasemissionen zu senken. Es ist auch eine akute Verpflichtung gegenüber unseren Europäischen Partnerinnen und Partnern, den Gasverbrauch zu reduzieren.

Mit diesem Antrag wollen wir uns dem kurzfristig stellen. Die Umstellung auf Biogas ist die erste Forderung. Biogas ist nicht unproblematisch, sondern kommt häufig mit hohem Flächenverbrauch einher. Wir geben zu, dass Biogas langfristig auch keine gute Alternative ist, daher sollten städtische Gebäude auf andere regenerative Wärme- und Stromquellen umgesattelt werden. Biogas ist aber gerade jetzt besser, da es nicht fossil ist, vor Ort erzeugt wird, und zum Teil aus Abfallstoffen gewonnen wird. In der Abwägung zum Erdgas sehen wir diese Energieform als die bessere an. Eine Umstellung ist kurzfristig möglich.

Mit unserer zweiten Forderung wollen wir den Verbrauch aktiv senken. Mit 1 Millionen 40 Tausend kWh reiner Wärmeenergie ist das Hallenbad der größte städtische Verbraucher. Nach der Diskussion im Ausschuss verzichten wir auf das Aussetzen des Warmbadetages und beantragen stattdessen die Absenkung der Wassertemperatur um 1°C. Zuerst wurde diese Option in einer Facebook-Diskussion eingebracht. Wir wollen diese Idee nicht als Unsere verkaufen, finden sie aber passend und übernehmen sie daher in den Antrag. Mit der bisherigen Temperatur ist das Bad deutlich wärmer als umliegende Schwimmbäder. Zum Sportschwimmen der Vereine und Schulen ist es dabei nur bedingt geeignet. Mit einer Absenkung um 1°C wollen wir den Gasverbrauch verringern und gleichzeitig Krankengymnastik weiterhin möglich machen.

Wir haben nach den Diskussion im Ausschuss auch versucht, Zahlen an unsere Forderungen zu schreiben: Die Abschaffung des Warmbadetages hätte nach unseren Berechnungen jährich über 22.000 kWh Wärmeenergie eingespart, also ein vielfaches des Jahresverbrauchs einer Durchschnittswohnung. Die Abkühlung um 1°C spart nach meiner Rechnung bereits über 44.000 kWh jährlich. Äquivalent zu zwanzig 3-Personen Haushalten.
Diese Menge ist ganz und gar nicht marginal.

Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag.

Vielen Dank!


Letztendlich konnte sich die Koalition von SPD und CDU auch diesem Vorschlag nicht anschließen. Der Umstieg auf Biogas wurde ganz gestrichen. Gleichzeitig soll nach dem neuen Änderungsantrag der GroKo die Temperatur nur an den Nicht-Warmbadetagen abgesenkt werden.
Nach unserer Einschätzung könnte diese Option am Schluss ein Nullsummenspiel ergeben, da auf der einen Seite der Temperaturgradient vor dem Warmbadetag noch höher wird und viel Energie zur Erhitzung des Wassers notwendig ist; Gleichzeitig wirkt die Absenkung kaum, da das Bad die Warmbadetemperatur über mehrere Tage hält und eine schnellere Abkühlung nur auf Kosten stärkerer Luftentfeuchtung möglich ist. Man muss daher vorsichtig abwägen zwischen schnellem Abkühlen mit wenig Heizen bei hoher Luftentfeuchtung und langsameren Abkühlen mit mehr Heizen, dafür aber geringerem Verbrauch bei der Luftentfeuchtung.